Rüdesheimer Berg Schlossberg
Kommt man den Rhein hinauf und überschreitet die Grenze von Aßmannshausen nach Rüdesheim, betritt man die Rüdesheimer Weinberge zuerst in der Lage Berg Schloßberg.
Ursprünglich umfaßte der Schloßberg nur die Weinberge um die Burg Ehrenfels. Die Burg wurde 1211 durch Philipp von Bolanden im Auftrag der Mainzer Erzbischöfe errichtet zur Erhebung des Rheinzolls.
Hierfür war die Lage einmalig prädestiniert. Auf der rechten Rheinseite unterhalb der Burg befand sich die einzige Fahrrinne zwischen den Klippen des Binger Lochs und der feste Leinpfad für die Schiffe rheinauf treidelnden Zugpferde. Im Mittelalter galt die Burg als uneinnehmbar und war wiederholt die Zufluchtsstätte für Bischof und Domschatz. 1689 wurde sie durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört.
Noch in unserer Zeit waren die Weinberge um die Ehrenfels - im Schloß - wie die Rüdesheimer sagen, eines der unzugänglichsten Gebiete und z. T. nur durch Eselspfade erreichbar. Deswegen darf man annehmen, daß die Weinberge dort erst nach dem Rottland (um 864) und nach dem Bischofsberg (um 1064) mit der Erschließung des Geländes durch den Bau der Burg (um 1200) angelegt wurden.
Um die Burg Ehrenfels herum, im Bereich der heutigen Lage Berg Schloßberg, gab es eine Reihe von baulichen Anlagen, die den sie umgebenden Weinbergslagen den Namen gaben: das "Backschild" direkt hinter der Burg, das "Zollhaus" direkt am Rhein, der "Brunnen" am "Burgweg" und der "Zinngießer" mit dem steilsten Felsen, überragt vom "Hauptmann" und der "Mühlstein" als Ankerplatz der Rheinmühlen.
Der "Berg" ist sehr steil mit bis zu 60 Grad Neigung, direkt nach Süden gerichtet. Die Böden sind tief-mittelgründig, steinig aus verwittertem Quarzitschiefer, die Sonnenwärme speichernd. Die Strahlungs- und Lichtmenge ist die höchste - im Rheingau unerreicht. Die Lage ist von Spätfrösten ungefährdet und gut bewindet. Es ist ein idealer begnadeter Riesling Standort.
Ursprünglich bauten sich die Weinberge in hunderten kleinsten Terrassen den Berg hinauf. Nur in mühseliger Handarbeit waren die Arbeiten zu bewältigen. Dies hätte auf Dauer das Ende für diese Spitzenlage des deutschen Weinbaus bedeutet.
Die Flurbereinigung in den Jahren 1970-1985 war die Rettung. Es wurden Fahrwege angelegt, die Weinberge zwischen weiträumigen Terrassenmauern begradigt. Nun können die Felder mit Raupen oder Seilwinden, noch immer fast doppelt so hohen Bebauungskosten als Flachlagen, bewirtschaftet werden.
Die Rieslingweine des Schloßbergs haben einen unverwechselbaren Charakter. Die Säure zeichnet sich fast in allen Jahren durch eine außergewöhnlich feingeschliffene nuancenreiche Art aus. Die Weine sind sehr nachhaltig und rassig. In sehr trockenen Jahren leiden die Reben mitunter an Wassermangel. Sie erreichen dann nicht die hohen Öchslegrade wie andere Lagen. Dies findet jedoch einen Ausgleich an höherer Würze im Wein. Wegen dieses Charakters sind die Weine aus dem Schloßberg eher Weine für Liebhaber und Kenner.