Rüdesheimer Berg Roseneck
Wandert man aus dem Schloßberg kommend auf halber Höhe in Richtung Rüdesheim, so kommt als nächstes in die Weinberge des Rosenecks.
Die heutige Lage erstreckt sich zwischen der Lage Schloßberg, die sich direkt am Rhein hinzieht und der Lage Drachenstein unter dem Niederwald.
Im Kern des Gebietes treten die Granitfelsen hervor, die bewachsen mit Wildrosen, Hagebutten und Schlehenhecken den umliegenden Weinbergen den Namen "Rosenhecke" gaben. Das Gebiet befand sich "offe dem Berge", wie diese um 1200 erstmals erwähnte, beim Bau der Ehrenfels erschlossenen Gebiete, benannt wurden.
Der "Berg" ist in diesem, Abschnitt stark gegliedert. Er beginnt mit einem schluchtenartigen felsigen Einschnitt, dem "Katerloch", dort wurde erst 1717 der erste Weinberg angelegt. Er setzt sich über das 1356 erstmals erwähnte "Dachsloch" fort und weiter mit dem seit 1205 bekannten "Hellpfad" und dem "Eichenbäumchen". In diesem Bereich hat der Berg die größte Steigung. Weiter in Richtung Rüdesheim bildet der Berg auf halber Höhe eine flach geneigte Stufe, auf der sich der "Platz" - 1335 erstmals - erwähnt sowie der "Paares" befindet. Das Roseneck endet mit der "Spess" und dem "Ramstein", der mit einem herausragenden Felskopf die Weinbergslage nach Osten abschließt. Auch diesen Lagennamen sind schon seit 1200 bekannt.
Die Lage umfaßt somit zwei von Hangneigung und Böden unterschiedliche Gebiete. Auf dem westlichen, dem Rhein direkt zugeneigten Steilhang, treten mehr mittelgründige z.T. steinige und trockene Taunusquarzit-Böden hervor. Sie speichern die Sonnenwärme im höchsten Maß. Hier wachsen sehr feingliedrige Weine mit hohen Extrakten, aber geringen Erträgen.
Auf dem östlichen flachgeneigten halbhohen Hang bestimmten mittel- bis tiefgründige Lößlehme die Böden. Hier wachsen Weine mit kräftigerer Säure.
Bedingt durch die Rheinnähe sind die Licht- und Wärmemengen im Roseneck - wie im gesamten Gebiet des Rüdesheimer Berges - im Rheingau unübertroffen. Die Lage ist von Spätfrösten ungefährdet und die Bewindung ist optimal.
Das zusammengefaßte Urteil der Standortuntersuchung des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung für Anbaueignung für Riesling ("Die Standortkartierung der hessischen Weinbaugebiete", Wiesbaden 1967) lautet: " Sehr gut bis ausgezeichnet". Eine Bewertung, die nur noch im Hochheimer Kirchenstück erreicht wird. Dies sind wahrlich "Grand Cru"-Lagen.
Auch hier bauten sich seit altersher die Weinberge in hunderten kleinsten Terrassen den Berg hinauf. Erst um 1700 wurden die Saumpfade beseitigt und Wege mit bergseitigen Mauern gebaut. Die Flurbereinigung von 1970-1985 hat dieses Gebiet durch den Bau von befestigten Fahrwegen und weiträumigen Terrassenanlagen vor der Sozialbrache gerettet. Dadurch sind die Weinberge mit Seilwinde oder Raupe bebaubar, aber immer noch mit höchsten Kosten belastet.
Aber die Mühe lohnt sich. Die Rieslingweine des Rosenecks gehören immer zu den feingliedrigsten Spitzen eines jeden Jahrgangs. Zur rassigen Säure gesellt sich ein vielfältiges blumiges Spiel. Die Weine sind langlebig und gewinnen jedes Jahr an Feinheit.
Dank der besten kleinklimatischen Bedingungen gedeihen hier auch in normalen Jahren feinste Spätlesen, aus denen durch Fleiß und Geduld edle Auslesen, Beeren- und Trockenbeerenauslesen gewonnen werden können. Die Erträge sind allerdings fast unwirtschaftlich gering und übersteigen selten 7.000 l/ha.
So sind die Rieslingweine vom Rüdesheimer Berg Roseneck echte Raritäten, die man selten sieht, von denen aber der Liebhaber und Kenner aber wissen muß.