Rüdesheimer Berg Rottland
Das Rüdesheimer "Rottland" befindet sich in seinem ursprünglichen Umfang eigentlich vor dem Rüdesheimer Berg. Es erstreckte sich an dem südlich geneigten Hang westlich der Firma Asbach unterhalb des Felskopfes Ramstein.
Der Name des Gebietes - vom mhd. rotten, ruoden = urbarmachen - ist wohl unmittelbar auf eine in den Jahren 1031 - 1051 vom Mainzer Erzbischof Bardo gemachte Schenkung zurückzuführen, mit welcher er den Rüdesheimer und Eibinger Winzern Brachland zur Rodung für den Anbau von Reben überließ. 1143 übertrug der Erzbischof Heinrich I. von Mainz den Zehnten aus diesem ihm als Tafelgut vorbehaltenen Gebietes dem St. Viktorstift zu Mainz. Dieser Zehnt wurde Anfang des 18. Jahrhunderts an den Grafen von Ingelheim verkauft und 1841 durch den Herzog von Nassau aufgehoben.
Die Lage Rottland ist durch die Lagenbereinigung seit 1970 nach Osten durch die Lage "Hinterhaus" - 1287 erstmals erwähnt - und die "Steinkaut" - wohl früher eine Steingrube - erweitert.
Nach Norden wurde die "Wilgert" - ein wilder Garten und nordwestlich die auf einer flachen Kuppe gelegene "Linngrub" - seit 1200 belegt - und das "Kronnest" = mhd. Krähennest einbezogen.
Westlich wurde die Lage durch den "Stumpfenort" = stumpfe Ecke, wo der eigentliche Rüdesheimer Berg direkt am Rhein beginnt, gegen den "Schloßberg" abgegrenzt.
Die Lage umfaßt somit im westlichen Bereich einen unmittelbar am Rhein gelegenen bis zu einer Höhe von max. 100m aufsteigenden südlichen Steilhang; weiter im Kerngebiet einen sich nach Süden öffnenden sanften Hohlsiegel; weiter nach Osten einen südlich geneigten Hang bis hinter die Häuser von Rüdesheim.
Die Böden bestehen aus steinigen, trockenen Schiefer-, Quarzit- und Kiesböden mit z.T. leichter Lößabdeckung. Die Lage ist von Spätfrösten nahezu ungefährdet und hat eine gute stets abtrocknende Bewindung. Die Licht- und Strahlungsmengen gehören zu den höchsten im Rheingau.
So ist der westliche Teil der Lagen am Rhein, der Kern im Hohlspiegel hinter der Firma Asbach, das östliche Gebiet hinter den Häusern von Rüdesheim nach Urteil der Standortuntersuchung des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung für die Anbaueignung für Riesling als "ausgezeichnet" klassifiziert worden, bis auf geringste Ausnahmen - einmalig im Rheingau. Selbst die nördlichen Randgebiete sind als "sehr gut" eingestuft. Wahrlich - " Grand Cru" Lagen!
In diesem ca. 37 ha umfassenden Gebiet bauen die Winzer ausschließlich Rieslingreben an. Hier setzen sie immer auf späte Lese, um die Trauben noch die letzte Reife zu gönnen. Durch das besondere Kleinklima wird die Edelfäule an diesem Standort in besonderem Maße gefördert.
So ernten die Winzer auch in normalen Jahren feine bis feinste Spätlesen, aus denen durch Sorgfalt, Geduld und Fleiß auch edelste Auslesen, Beeren- oder Trockenbeerenauslesen gewonnen werden können. Für Eisweine ist hier kein Raum.
Die im Rottland geernteten Weine gelangen zu größter Reife, mit feinstnuancierter ausbalancierter Säure und großartiger Harmonie. Durch die Edelfäule zeigen sie oft das "Schwänzchen" - Rüdesheimer Mundart jene Eigenschaft, die den lange nachklingenden, begeisternden Abgang kennzeichnet. Bis zum 1. Weltkrieg gehören die Weine aus dem Rottland zu den teuersten Weißweinen der Welt.
Die Flurbereinigung in den 50er Jahren beseitigte nur im westlichen Gebiet die Terrassenanlagen und baute neue befestigte Fahrwege. Das Kernstück und das östliche Gebiet blieb im wesentlichen unberührt. So ergaben sich hier auch keinerlei änderungen in der Bodenstruktur durch Aufschüttungen.
Die trockenen Böden und der auf höchste Qualität zielende Rebsatz erlauben nur einen geringen Anschnitt. Der durchschnittliche Ertrag liegt oft unter 7.000 l/ha und ist mit doppelt so hohen Bebauungskosten wie in den Flachlagen belastet.
Doch die hier zu gewinnenden Kunstwerke des Rieslinganbaus belohnen Winzer, Liebhaber und Kenner stets aufs Neue mit echten unnachahmlichen Raritäten.